Seit über 31 Jahren gehört der Dreiländergiro zu den absoluten Highlights im europäischen Radsport. Der Dreiländergiro ist der Höhepunkt einer ganzen Woche voller Radsport-Events, den „GIRODAYS“ in Nauders. Darunter das „Race Across the Alps“ – das härteste Eintagesrennen der Welt, das am Freitag startete, sowie das „Nightrace“, ein spannendes Profi-Kriterium mitten im Dorfkern von Nauders am Freitagabend.
auch Florian Schabes und Christian Kraus hatten das Glück einen der 3000 Startplätze zu ergattern, nach 7 Std war das Event ausverkauft - so ähnlich hat es sich auch mit Hotelzimmern in Nauders abgespielt.
Bericht Florian
Am 29.Juni stand das 3-Länder Giro in Nauders für mich am Plan.
Nach einem Jahr warten von der Anmeldung bis zum Start, war die Vorfreude wirklich groß.
Nun von Anfang an:
Im Vorfeld wurden unzählige Höhenmeter bei uns im Bezirk Horn gesammelt.
Steinegg, St. Leonhard oder Doberndorf und viele mehr, standen bei mir am Programm.
Diese Anstiege wurden einfach mehrfach hintereinander hochgefahren.
Keine längere Ausfahrt unter 1000hm.
Im großen und ganzen hat das Training gut gepasst, jedoch lange Anstiege können bei uns nicht trainiert werden.
Nun zum Rennen:
Anreise war am Freitag vor dem Rennen mit meiner Familie.
Am selben Tag wurde noch der Reschensee als Familie unsicher gemacht und am Abend fuhr ich noch eine kleine Runde mit dem Rad.
Am Samstagvormittag wurde die Startnummer geholt und anschließend ein Familienausflug gemacht.
Am Sonntag war es nun soweit. Start um 6:30, Christian und Ich haben uns um 5:45 im Startblock getroffen.
Nach ein paar gemütlichen Kilometer ging es dann aufs Stilfser Joch rund 1700hm am Stück.
Hier hieß es nur nicht zu viel aufs Pedal steigen, denn das Rennen ist noch lange.
Am Stilfser Joch oben angekommen wurde die erste Labestelle angefahren, um Gel und Wasser aufzufüllen.
Danach die sehr lange Abfahrt. Hier hab ich das Tempo rausgenommen.
Der nächste Anstieg war der Ofenpass, wo wir schon 33°C hatten.
Am Ofenpass angekommen, machte ich halt bei der Labstelle. Nach der Verpflegung ging es direkt weiter.
Bei der Abfahrt waren wir eine 4er Gruppe und konnten ordentlich Tempo machen.
Unten angekommen hatte einer richtig Glück!
In einer Rechtskurve lagen kleine Steine auf der Straße und er stach sich an beiden Reifen einen Patschen. Im selben Moment kam Gegenverkehr und er touchierte mit der linken Schulter das Auto. Wodurch Spiegel und Windschutzscheibe zu Bruch gingen.
Gott sei Dank ist sonst nichts gröberes passiert.
Wir haben ihm beim aufräumen der Plastikteile geholfen und nach ca. 30min Stehzeit ging es weiter.
Danach kamen ein paar kleine Anstiege und brutaler Gegenwind.
Dabei mussten ca. 30 Kilometer abgespult werden. Ich konnte mich einer größeren Gruppe anschließen, leider will keiner bei längeren Rennen vorne fahren, somit musste ich wieder viel Arbeit leisten.
Als wir wieder nach Österreich kamen, war die letzte Labestelle nur zum Wasser aufnehmen und abkühlen da.
Als letztes kam noch die Norbertshöhe mit 11 Kehren. Diese habe ich schnellsmöglich hinter mich gebracht, da es bei der Auffahrt keinen Schatten mehr gab.
Danach waren es nur mehr ein paar Kilometer ins Ziel, wo meine Familie freudig auf mich wartete.
Nach 169km und ca. 3600hm ein echt tolles Gefühl!
Ich habe es geschafft!
Auf alle Fälle ist es nicht das letzte Rennen für mich gewesen.
Pläne für nächstes Jahr gibt es schon!
Bericht Chris
die weite Anreise von Chris erfolgte am Donnerstag, Florian war am Freitag vormittag vor Ort.
Freitag 14 Uhr erfolgte dann der Start des RATA, Strecke musste wegen Felssturz kurzfristig geändert werden - damit ca. 540km und 14.000HM. Unser Guide vom Rennradcamp Bad Waltersdorf, Tom Mauerhofer, war einer der max 50 qualifizierten Starter*innen - das Rennen war supportet, aber Betreuung nur vom Streckenrand und Begleitfahrzeug darf nicht in der Nähe des Fahrers sein.
Chris nutzte den Freitag um die Strecke des Giros mit dem Auto abzufahren - div touristische Highlights auf der Strecke wurden für Sightseeing genutzt. Reschensee: mitte Juli findet dort immer der Lauf rund um den See statt (15,3km, Nachtlauf), mit ca. 3500 Starter auch immer ausverkauft, Spaziergang um die Kirchturmspitze
Stiflserjoch mit Kaffeepause und Shopping, am Stilfserjoch gab es schon einen Vorgeschmack auf Sonntag, bei der Auffahrt Chaos pur: irgendwelche Vereinsmeisterschaften - hunderte Biker, Läufer, Wanderer alle im gleichen Vereinsdress mit eigener Zeitnehmung am Pass, dann noch die Motorradfahrer, Autofahrer...... Abfahrt über Umbrailpass in die Schweiz, dort wurde noch asphaltiert, 30min Wartezeit, in der Schweiz viele Baustellen mit Ampelregelungen.
Guarda im Engadin (eines der schönsten Dörfer der Schweiz), dort genossen wir das herrliche Dorf, keine Autos erlaubt, sanfter Tourismus, ruhig......
weiter Richtung Scoul und Martina, wo wir dann über die Norbertshöhe wieder nach Österreich fuhren. ob die Streckenbesichtigung gut war? ein etwas flauer Magen und die Nacht auf Samstag auch nicht gut geschlafen mit der Ungewissheit ob ich das überhaupt schaffe.
Freitag 19 startete dann ein Kriteriumsrennen- 20 Runden mit ca. 800m und einigen HM, war ein Einladungsrennen mit 2 Halbfinale und dann das Finale. gefahren wurde im Dorf, enge Gassen, viele geparkte Autos, aber alles mit Absperrgitter gesichert. Viele Zuseher, mega Stimmung und extrem spannend zum Zuschauen. Sieger Jonas Holzknecht vom KTM Tirol Team vor Daniel Federspiel.
Samstag um 10 war eine geplante Ausfahrt mit Daniel Rubisoier, den 2fachen Gewinner des RATA, am Programm - aber durch die Ankunft des Siegers nach 20:08 Std verzögerte sich die Ausfahrt, schlussendlich fuhr ich dann mit vielen anderen den Reschenpass rauf und eine Runde um den See. 30km 70min mit 300Hm - anschließend holte ich mir ganz entspannt meine Startunterlagen und begab mich ins Hotel - Startnummern montieren, Reifendruck prüfen und ein letzter Check. um 17 Uhr war ich wieder im Eventgelände und traf zufällig Tom Mauerhofer nach seiner Zielankunft, er benötigte 24:01 Std und belegte Rang 8.
Die Sonne knallte gnadenlos in das Eventgelände, trotz der vielen Riesenschirme, Getränkeinseln, Zelte, war es fast nicht zum Aushalten, die Schlange vor der Startnummernausgabe war jetzt schon sehr lange.
Vorbereitung:
Mitte September bei der Anmeldung noch bester Dinge, wurde ich ja Ende Oktober nach dem Sturz und dem Oberschenkelbruch wieder am Boden der Realität zurückgeholt. nach 24 Tage die ersten Versuche auf der Rolle, durch Physio im KH, Rehaschmiede, die Behandlungen von Alexandra, Karl...... und meinem Willen konnte ich zu Silvester schon wieder an meinem 1. Wettkampf (Nordic Walking in Wullersdorf) teilnehmen. Das Fahren mit Rouvy auf der Walze machte im Gegensatz zu früher Spaß und so summierten sich die Km. Auch das Laufen war nach 3 Monaten schon kurze Distanzen wieder möglich. Ab April dann auf der Straße merkte ich, das man so einen Unfall nicht so leicht wegsteckte, Kurven fahren, höhere Geschwindigkeiten, Wildwechsel - der Kopf war noch nicht bereit, deswegen war Anfang Mai der Neusiedlersee Radmarathon am Programm. Schnelles, gefährliches Rennen - und ein tolles Ergebnis. Ende Mai das Rennradcamp in Bad Waltersdorf und ein gutes Junitraining stimmten mich zuversichtlich, dass ich zumindest das Ziel sehe. in Summe seit der OP dann 5000km.
Das Rennen:
Beim Frühstück noch kurz mit den Maissauer Freunden gequatscht, die 3 Trinkflaschen abgemischt und um 05:45 mit Florian vor dem Hotel=Startblock 4, getroffen.
tolle Stimmung vor dem Start, und um 06:35 rollten auch wir über die Startlinie Richtung Reschenpass, ich hielt mich vom Start weg an meine Wattzahlen (200W). Nach dem Reschenpass: 6,62km 171Hm 20,4km/h 180W 19:25min..............überholte uns schon die Rettung, leider der 1. schwere Sturz. Die Abfahrt: 7,62km 46,8km/h -374hm..... nach Mais eher gebremst und weiter nach Prad, wo auf einmal Florian wieder neben mir war. ich wünschte ihm für den Aufstieg zum Stelvio noch viel Glück und fuhr wieder mein Tempo weiter, der Rythmus war gut und so ging es endlos in der Sonne bergauf, Stelvio: 23,6km 1821hm 8,2% 195W 2:40Std.... bis einmal Kehre 48 kam, dauerte es schon eine gefühlte Ewigkeit, die 1. Labe in Trafoi totales Verkehrschaos. Es gab kein Durchkommen, zu Fuß zwischen den Autospiegeln.....Labe 1 lies ich aus, da ich 3 Flaschen mit dabei hatte. beim letzten Drittel merkte ich schon, dass ich schon wieder die ersten überhole, irgendwann dann mit Sicht auf die Passhöhe, endlich Kehre 1 mit Wahnsinnsstimmung, ca. 500m runter dann war 2. Labe. Ärmlinge wieder raufgezogen, 2 Flaschen mit Pulver und Wasser befüllt, paar Solettis und runter über den Umbrailpass in die Schweiz: 12,53km -1037hm 20:32min 36,6km/h!!....nur auf der Bremse, Finger schmerzten, Tempo kam keines zustande.
in Val Müstair links abgebogen, Labe 3 ausgelassen und rauf am Ofenpass: 12,2km 6,1% 746hm 160W.. Die Auffahrt ist zweigeteilt mit einem kurzen Flachstück. Teil 1 wieder guter Rythmus mit 200W, vorne sah ich schon Florian, das Loch zufahren reizte mich sehr, doch ich wußte, dass ich meine Körner nicht verschießen durfte. Teil 2, der steilere Abschnitt mit ca 5,5km, Florian nur mehr ca. 100m vor mir, doch am letzten Km war es mit der Leichtigkeit vorbei, Kreislaufprobleme, musste kurz stehen bleiben um noch rauf zu kommen. Labe 4: Florian nahm mir das Rad ab und ich musste mich kurz anhalten an den Tischen. wieder Flaschen gefüllt mit den letzten KH Sticks, feste Nahrung brachte ich keine mehr runter. die Abfahrt Ofenpass war dann etwas schneller und schöner zu fahren: 9,35km -406hm 43,1Km/h...... Gegenanstieg mit 4km und 5,2% und dann die Abfahrt nach Zernez bei der ich Florian wieder traf (Sturz in seiner Gruppe).
Labe 5: mit Florian kurz geplaudert, wieder alles aufgefüllt (nur mehr Wasser), Cola und paar Solettis und mit einer guten Gruppe Richtung Scoul - Baustellen immer wieder Ampelstops, beim Anstieg nach Scoul fiel ich eine Gruppe zurück, dann ging es 16km leicht bergab nach Martina zur Grenze Schweiz/Österreich.
Grenzübergang, dann rechts über die Innbrücke und Labe 6: mittlerweile zeigte Garmin 36,5° an, wieder Florian getroffen, kurz unter die provisorische Dusche, 1 Flasche mit Cola und die 2. Flasche nur mit Wasser für die Oberschenkelkrämpfe angefüllt - letzter Anstieg Norbertshöhe: 6km 400hm 6,3% 152W 41min - nur mehr sowas wie der Seiberer für den Kopf. raufgekämpft und dann die 2km noch runter ins Ziel nach Nauders. Alexandra im Ziel habe ich anfangs gar nicht registriert, der Kreislauf spielte nicht mehr mit, auch im Ziel war Dusche aufgebaut, sofort drunter, Zielverpflegung verweigert, ein paar Fotos mit Florian und nach einer kurzen Sitzpause am Gehsteig die 300m ins Hotel in Angriff genommen.
Nach einer Dusche und kurzer Erholung gingen wir wieder runter, wieder Maissauer Freunde getroffen, das hart erkämpfte Finishertrikot abgeholt und dann auf die Siegerehrung gewartet. in 40 Minuten war die Siegerehrung (2 Strecken inkl. AK W/H) vorbei. den Rest des Abends im Hotel gemütlich ausklingen lassen.
Fazit: es war bei dieser Hitze härter als gedacht (08.Juli 10cm Neuschnee am Stilfserjoch), obwohl der Kitzbüheler RM mehr HM, länger und auch steilere Anstiege hatte, aber schon wieder 2 Jahre älter und sicher nicht die Form von 2023. Nichts destotrotz, die Krönung für jeden Radsportler, der Ötztaler, wartet noch auf mich.
die Zahlen sind von Strava und nicht von der Zeitnehmung.
Karenzzeit wurde von 10:30 Std um 1 Stunde aufgrund der Hitze nach hinten verlegt. in Summe finishten über die lange Strecke 1514 Teilnehmer. ca. 300 DNF/DNS
936. Schabes Florian 8:39:42
1027. Kraus Christian 8:54:54